Jarek, Erfahrungsbericht einer Mutter

Unser drittes Kind, ein Junge, kam 12 Jahre nach seinem großen Bruder und 10 Jahre nach seiner großen Schwester nach unkomplizierter Schwangerschaft sowie unauffälliger Geburt auf die Welt. Zu Beginn schien alles normal zu sein. Er trank gut, schrie wenig und schlief problemlos und viel (erst später wurde uns klar, dass er ZU RUHIG war). Als er mit ca. 7 Monaten halbtags in die Kindertagesstätte kam (ich hätte sonst meinen Job aufgeben müssen), fingen die Probleme an.

Er war sehr infektanfällig und jahrelange, wiederkehrende Mittelohrentzündungen prägten den Alltag. Behandelt wurde mit reichlich Antibiotika, gesund wurde er nicht. Zwei Operationen (Paukendrainage beidseits mit 18 Monaten, mit 30 Monaten Dauerdrainage mit T-Tubes beidseitig und Verkleinerung der Gaumenmandeln wegen „kissing tonsils“), ermöglichten schließlich normales Hörvermögen sowie erholsamen Schlaf. Motorische Entwicklungsauffälligkeiten gesellten sich dazu, die Sprachentwicklung stagnierte. In der Folge konnte er im sozialen Bereich mit den anderen Kindern nicht mithalten. Krankengymnastische Übungen (immer wieder ab dem 12. Lebensmonat) nach Vojta waren sehr hilfreich, wenn auch sehr anstrengend für alle Beteiligten. Intensive logopädische Übungen eröffneten ihm zumindest teilweise die Welt der Sprache und er war immer ganz stolz, wenn er wieder neue Wörter gelernt hatte und andere ihn verstanden. Zu dieser Zeit, mit ca. 3 ½ Jahren, häuften sich dann auch die Wutanfälle und er wurde für seine Mitmenschen zunehmend schwieriger im Umgang. Wir nannten ihn schon „unser Rumpelstilzchen“. Veränderungen von gewohnten Abläufen waren kaum möglich und führten zu lang anhaltenden Schreiphasen und Wutausbrüchen. Er war sehr empfindlich gegenüber Geräuschen und lauten Stimmen. Alles Mögliche lenkte ihn ab, so dass er im Prinzip nur selbst gewählte Aufgaben einigermaßen ausdauernd durchhalten konnte.

Inzwischen wurden die ersten Stimmen laut, unser Kind sei schlecht erzogen oder halt als Nachzügler vollkommen verwöhnt. Obwohl ich es besser wusste, war es schwer, sein Verhalten Außenstehenden zu erklären, zu begründen.
Wer hört schon gerne, er könne sein Kind schlecht erziehen und ihm keine Regeln beibringen?

Mit 4 Jahren wurde offiziell Förderbedarf bescheinigt und er wurde Integrationskind in seiner Kindertagesstätte. Die Motopädin war es schließlich, die darauf bestand, ihn einem speziellen Kinderorthopäden vorzustellen. Es wurde eine Fehlstellung der oberen Halswirbel festgestellt und in der gleichen Sitzung die Atlastherapie durchgeführt. Dachte ich zuerst, jetzt würde die Unruhe weniger werden, trat jedoch das Gegenteil ein. Er konnte kaum mehr still sitzen oder liegen, war ständig auf der Suche nach angenehmen Positionen. Nach einiger Zeit dann trat die erhoffte Besserung ein und ab dann wurde vieles besser. Die motorische Ungeschicklichkeit reduzierte sich auf ein für uns erträgliches Maß und die Übungen aus der Psychomotorik und später aus der Mototherapie sowie der sensorischen Integrationstherapie schlugen viel besser an. Bei den Kontrolluntersuchungen beim Orthopäden musste jedoch alle 3 bis 4 Monate die Wirbelsäule nachkorrigiert werden, die Behandlungserfolge waren nicht stabil. Hinzu kam zu dieser Zeit eine extreme Empfindlichkeit Helligkeit gegenüber, jegliche Beschäftigungen in der Nähe waren so anstrengend, dass seine Augen juckten und er Malstifte, Puzzle oder sonstige Dinge schnell wieder zur Seite legte. Teilweise klagte er über Kopfschmerzen. Die Augenärztin verordnete eine Brille aufgrund leichter Weitsichtigkeit. Meine Hinweise auf ein leichtes Wegrutschen eines Auges vermochte sie nicht zu bestätigen. Erst mein Drängen nach vielen Monaten bewirkte, dass ich als wohl überbesorgte Mutter zur Sehschule weitergeleitet wurde. Die Optometristin bestätigte dann, dass ein latentes Schielen, Winkelfehlsichtigkeit, vorliegt. Mit einer korrigierten Brille wurde das Sehen deutlich entspannter.

Inzwischen war unser Kind Vorschulkind geworden und eigentlich nicht schulreif. Weil er so lernbegierig war und ist, nahm ihn die örtliche Grundschule (für uns zum Glück eine integrative Schule mit langjähriger Erfahrung in diesem Bereich, zudem waren seine Geschwister auch dort zur Schule gegangen) auf. Als Integrationskind wird er sonderpädagogisch im gemeinsamen Unterricht beschult und nach dem Unterricht bis 13:30 nach Bedarf in der Verlässlichen Grundschule betreut.

Nach anfänglicher Hochstimmung, weil die Schulsituation besser klappte als erwartet, kippte dann nach 3-4 Wochen alles. Im Unterricht konnte er sich nicht mehr zurückhalten, war vom Geräuschpegel in der Klasse „überflutet“, störte die Sitznachbarn, bekam Wutausbrüche und wollte, dass alles nach seinen Wünschen gehen solle. Die Betreuerinnen der Verlässlichen Grundschule wollten einen Zivi für ihn haben, weil sie der Situation nicht gewachsen waren. Es kamen erste Stimmen aus dem Kollegium, dass so ein Kind nicht haltbar sei. Zum Glück hatten sowohl die Klassenlehrerin als auch die Sonderpädagogin mittlerweile einen guten Zugang zu unseren Sohn und konnten ihn dadurch auffangen.

Aber es war deutlich, dass sich etwas ändern musste. Alternativ wäre eine Förderschule für soziale und emotionale Entwicklung in Betracht gekommen. Von Medikamenten sprach zwar niemand offiziell, aber das schwebte irgendwie mit. Wieder gab mir seine Motopädin aus Kindergartenzeiten den entscheidenden Hinweis, dass viele dieser Probleme auch ohne Psychpharmarka zu bessern seien und so landeten wir schließlich bei Dr. Gahlen in Oberhausen. Ansatzweise hatten wir bereits über eine Heilpraktikerin eine Diagnostik in Richtung Vitamin- und Nährstoffmangel begonnen und Nitrosativer Stress war festgestellt worden.

Nach der kompletten Diagnostik bei Dr. Gahlen, der elementare Defizite durch wenig bekannte Analysemethoden nachwies, stand dann fest, was unserem Kind in der Vitamin- und Nährstoffversorgung fehlt. Die Diagnose Mitochondriale Dysfunktion erklärte im Grunde genommen seine Problematik.

Die anschließende Therapieempfehlung war dann nicht so einfach umzusetzen. Dass er seitdem täglich Vitalstoffe (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente) nimmt, um das Defizit auszugleichen, ist noch einfach. Zum Glück hat er keine Probleme sie zu schlucken. Als Basis musste zusätzlich die Ernährung umgestellt werden. Ich dachte vorher eigentlich, ich würde meine Familie bereits recht gesund ernähren. Nach dem empfohlenen LOGI Konzept habe ich jedoch nach und nach meinen Vorratsschrank und die Einkaufslisten komplett geändert.

Wir leben jetzt nach gut 11 Monaten weitestgehend zuckerfrei, die Süße kommt jetzt fast ausschließlich aus den Früchten und dem Gemüse. Die Kohlenhydrate sind drastisch reduziert und es gibt keine Fertiggerichte mehr. Als berufstätige Mutter brauche ich dafür viel Zeit in der Vorbereitung, ich muss anders planen.

In der Schule hatte ich das Personal sowie die Schulleitung über die Stoffwechselstörung und deren Auswirkungen informiert. Aufsätze gibt es dazu ja zum Glück genug.

Nach ungefähr 3 Monaten der Umstellung kamen die ersten positiven Rückmeldungen von außen. Als Betroffene ist man ja schnell „betriebsblind“ und Veränderungen geschehen langsam und kaum merklich. Dann kamen Bemerkungen wie „Man kann ja jetzt mit ihm Kompromisse eingehen“ oder „Er sucht sich keine Auszeit mehr, indem er die Klasse verlässt um auf dem Flur ruhig zu werden.“ Zu Hause wurde er schmusiger und suchte vermehrt Körperkontakt zu uns Eltern und den großen Geschwistern. Auch die Großeltern boten wieder Betreuungszeiten an, weil sie jetzt mit ihm besser klar kamen und nicht mehr hilflos vor ihrem wütenden Enkelkind standen. Vor den Sommerferien gab es das erste Zeugnis und seitens der Lehrerin und der Sonderpädagogin gab es nur positives Feedback über den Verlauf des ersten Schuljahres. Geregelte Abläufe und Rituale sind zwar weiter wichtig für ihn, aber er beharrt nicht mehr hartnäckig darauf. Die Wutanfälle sind so gut wie verschwunden und die neu erworbene Kompromissbereitschaft macht das Zusammenleben mit ihm um ein Vielfaches einfacher. Was nicht heißt, dass er „normal“ geworden ist. Im sozialen Miteinander ist er meist ein wenig wie auf einer Insel. Die anderen Kinder betrachten ihn als komisch und verstehen ihn oft nicht. Was einerseits an der Restsymptomatik der Sprachstörung liegt, andererseits an den ausgefallenen Themen, für die er sich bis ins kleinste Detail interessiert. Von Zeit zu Zeit trifft er sich auch mit Kindern aus seiner Klasse, verbringt jedoch viel Zeit auch alleine. Seine Konzentrations- und Ausdauerfähigkeit ist deutlich gestiegen. Solange die Freude am Lernen aufrechterhalten werden kann und er für das wichtige tägliche häusliche Üben motiviert werden kann, sind wir zuversichtlich, dass er seinen Weg gehen wird.

Interessanterweise ist jetzt auch die orthopädische Korrektur stabil und der Muskeltonus verbessert.

Zurückblickend bedaure ich es, dass wir nicht schon früher diesen Weg gefunden haben. Aber die Schulmedizin blockt Alternativen immer noch ab.

Diese Form der Behandlung, wie wir sie für uns persönlich gefunden haben, ist langwierig und aufwändig. Die Erfolge sind nicht nach der ersten Tablette sichtbar, es braucht Zeit. Aber wer - wie ich - absolut gegen Medikamente bei Kindern wie unserem Jüngsten ist, wird auch das Durchhaltevermögen und die Geduld aufbringen, mit Mikronährstoffen diese Probleme anzugehen.
Unsere Kinderärztin hat ihn nach fast zweijähriger Pause zur Vorsorgeuntersuchung gesehen und sich schon mal zumindest intensiver dafür interessiert ...

Fast vergesse ich zu sagen, dass unser Kind kaum noch krank ist. Meine anfänglichen Zweifel, ob das wirklich nachweislich etwas verändert, waren mit den ersten Kontrolluntersuchungen (Blut/ Urin) verflogen. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass unser Jüngster mit seinen 6 Jahren zu Beginn der Behandlung recht einfach zu lenken war, was gesundes und ungesundes Essen für ihn ist. Bei den großen Geschwistern ist das schwieriger, denn gesund ist „uncool“. Da werden die geliebte Pizza und die Cola nicht so einfach aufgegeben. Und die Schokocreme jeden Morgen darf nicht fehlen. Mittags wird zwangsläufig mitgegessen, denn sonst muss man sich selber was zubereiten ... also je jünger das Kind, desto größer sind die Erfolgsaussichten in der Therapie.

Ich hoffe, mit diesem Erfahrungsbericht anderen betroffenen Eltern Mut zu machen für eine durchaus mögliche Alternative!